Als ich 2006 das erste Mal Mutter wurde, wurde mir erst richtig bewusst, wie unglaublich wichtig die Muttersprache für die Bildung der Identität doch ist. Ich hatte damals schon mehr als 10 Jahre im Ausland gelebt und nie aktiv die Frankophonie gesucht. Im Gegenteil, ich nutzte jede Gelegenheit, um meine Fremdsprachenkenntnisse zu perfektionieren.
Doch dann änderte alles: Ich halte mein Baby in den Armen – und spreche Französisch. Natürlich! Ein ganzes Vokabular, das seit Jahren nicht mehr verwendet worden war, tauchte wieder auf. Doch wie kann man dieses Erbe weitergeben, wenn ein frankophones Umfeld praktisch gänzlich fehlt?
Unsere Kinder wachsen in einem zweisprachigen, ja dreisprachigen Kontext auf. Wie können wir ihnen helfen, im Rahmen der deutschsprachigen Schule eine stabile Identität aufzubauen?
Am besten geht dies zusammen mit anderen Kindern, die in einer ähnlichen Situation sind. Gemeinsam gelingt es ihnen, sich selbst zu finden, Kontakte zu knüpfen, ihre Umgebung zu entdecken und sich den Wortschatz anzueignen – auf Französisch. Natürlich. 2008 war die Ecole Française de Lucerne geboren. Seit damals sind immer auch zahlreiche Zuger Eltern Woche für Woche nach Luzern zum Unterricht gefahren. 2019 war der Moment gekommen, in Zug einen zweiten Standort aufzubauen.
Die (Erfolgs)-geschichte geht weiter.
Laura Chmelevsky